Born 2 connect - Ursula Sikuta
Apr 16, 2021Es sind die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben!
Ich sage dazu ergänzend: „Das Gefühl der tiefen Verbundenheit in der Begegnung mit einem anderen Menschen ist eine der schönsten Erfahrungen, die wir machen können. Sie beginnt bei der tiefen Verbundenheit zu uns selbst.“
Diesen Satz werde ich am Ende noch einmal wiederholen, weil er von so wichtiger Bedeutung ist.
Worum geht es? Es geht um Verbindungen. Zu anderen Menschen und in erster Linie zu uns selbst. Verbindungen geben unserem Leben Zweck und Bedeutung.
Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass wir Menschen auf natürliche Weise alle spürbar miteinander verbunden sind und wir diese Verbundenheit nicht mühsam herstellen müssen.
Viele Menschen verlieren im Laufe des Lebens jedoch diese natürliche Verbindung zu sich selbst und damit auch die Fähigkeit, sich mit sich und auch mit anderen überhaupt verbinden zu können.
Kinder haben im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen noch den direkten Zugang zu allen Emotionen. Sie teilen nicht ein in „gute“ und „schlechte Emotionen“, sie sind einfach emotional. Im Laufe unserer Entwicklung zu Erwachsenen verlieren wir häufig diesen direkten Zugang zu unseren Emotionen und das kann schwerwiegende Folgen haben. Denn Emotionen wollen gesehen werden. Immer! Und wenn sie unterdrückt werden, suchen sie sich einen anderen Kanal, sich auszudrücken.
Photocredits: Christian Holzknecht
Stell Dir dazu ein Kleinkind vor, das wütend ist. Es wird mit dem gesamtem Körper dieses Gefühl zeigen. Mimik, Gestik, der gesamte Ausdruck zeigt Wut. Klar erkennbar, klar definiert und deutlich in der Empfindung. Das gilt nicht nur für Wut.
Kleinkinder zeigen sich verletzlich, zeigen sich in all ihren Facetten, mit all ihren Emotionen.
Das ist das, was viele als Erwachsene, was wir verlernt haben. Wir sind nicht mehr wie Kinder mit unseren Gefühlen in Verbindung.
Oftmals spielt dabei Scham eine große Rolle, die das Gegenteil von Verbindung darstellt. Wir haben das Gefühl, dass, wenn es irgendetwas gibt, wofür ich mich schäme, ich es nicht wert bin, dass man sich mit mir verbindet oder ich bin nicht gut genug, dass man mit mir verbunden ist. Scham ist eine sehr intensive Emotion, sie kann ein Ausdruck für die schwerwiegende Ur-Angst vor dem Getrenntsein darstellen.
Auch hier sind uns Kinder bis 2 Jahren voraus, weil sie noch keine Scham empfinden können.
Um Verbindung wirklich herstellen zu können, müssen wir uns erlauben, uns in Gänze zu zeigen und uns mit allen Facetten anzunehmen, auch mit denen, für die wir uns möglicherweise schämen.
Mit all unserer Verletzlichkeit, die wir nun mal haben.
Deine Verletzlichkeit ist dein eigentlicher größter innerer Wert. Verletzlichkeit muss keine Schmerzen verursachen oder auch besonders angenehm sein, aber sie ist unerlässlich, um sich mit anderen zu verbinden. Denn darin steckt deine Echtheit.
Ich möchte Dir dazu eine kleine Geschichte erzählen ...
Als ich 16 war, sind mir alle Haare ausgefallen. Die Begründung der zahlreichen Ärzte, die ich damals abklapperte war, dass ich hypersensibel bin. Sie nannten es weniger elegant „einfach zu empfindlich“ und meinten, „ich solle mir nicht alles so zu Herzen nehmen“. Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, war das mitten in der Pubertät keine Erfahrung, die ich mir gewünscht hatte. Anstatt mich mit den „üblichen Standards“ von Schönheit zu identifizieren, lernte ich, mich auf die wesentlichen, inneren Werte zu beziehen. Das klingt heute sehr einfach, war aber damals ein langer und auch oft schmerzhafter Prozess.
Die Perücke bedeutete für mich tatsächlich viele Einschränkungen und ich war sehr lange im inneren Widerstand dazu, anstatt die Situation anzunehmen. Im Nachhinein betrachtet ist der damalig vermeintliche Fluch ein Segen. Heute, mit fast 50, ist es viel einfacher, im Nachgang zu verstehen, dass auch mein Haarausfall ein Ausdruck unterdrückter Emotionen darstellte. Das war der Kanal, den sich die unterdrückten Emotionen gesucht hatten.
Wichtig war der Tag, an dem sich das änderte:
Nach über 15 Jahren kam eines Tages der Zeitpunkt, an dem ich es satt hatte, Perücke zu tragen. Seit einiger Zeit hatten die Haare angefangen, an einigen Stellen nachzuwachsen, aber durch das Tragen der Perücke konnten sie gar nicht an Kraft gewinnen.
Mein Mann und ich sind damals zum ersten Mal gemeinsam in den Urlaub nach Bali geflogen und ab dem Tag, als wir dort landeten, wo uns niemand kannte, ermutigte er mich, die Perücke einfach nicht mehr zu tragen und mich zu zeigen.
Ich wollte keine Angst mehr davor haben, dass mir beim Tanzen die Perücke runterfällt, dass sie beim Schwimmen nass wird oder jemand merken könnte, dass ich überhaupt eine Perücke trage. Und obwohl ich mich zu Beginn erst sehr geschämt und gewunden hatte, war es nach 2 Wochen am Strand für mich undenkbar, die Perücke jemals wieder zu tragen. Also beschloss ich, sie auch nach Rückkehr einfach nicht mehr nutzen.
So einen Beschluss im Urlaub zu treffen, wo mich niemand kannte, war vermeintlich easy. Aber dann kamen wir wieder nach Hause und ich wurde nervös. Ich arbeitete damals in einem großen Konzern und alle kannten mich dort nur mit Perücke.
Mir schlug also das Herz bis zum Hals, als ich am ersten Tag ohne Perücke durch das Werkstor schritt. Ich war definitiv außerhalb meiner Komfortzone.
Und was soll ich sagen?
Niemand! hat auch nur annährend etwas Böses gesagt, mich ausgelacht oder gar bemitleidet. Ich habe mich meinen Emotionen gestellt, mich verletzlich gezeigt, so dass mir eine große Welle der Sympathie entgegenschlug.
Diesen wichtigen Schritt habe ich nie bereut. Das war eine unglaubliche Lektion.
Wir kennen in der Szene der Persönlichkeitsentwicklung alle die Rufe danach, die Maske abzulegen. Nun, meine Maske war die Perücke und seit dem Tag habe ich meine Authentizität und Verletzlichkeit in allen Facetten gelebt und genossen. Ich habe mich mit allem gezeigt ohne Scham.
Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass Menschen nicht die äußere Erscheinung lieben. Menschen lieben Menschen. Und Menschen haben Fehler, haben Macken und sind herrlich unperfekt. Wenn Du dich also mit Menschen wahrhaftig verbinden möchtest, dann zeig Dich mit all deinen Facetten. Sie werden es aushalten. Vielleicht werden sie es Dir auch danken durch ihr Vertrauen. Denn dein Vertrauen gibt ihnen den Raum, auch dir zu vertrauen.
Wenn Du Dich zeigst, gibst Du auch ihnen die Freiheit, sich so zu zeigen, wie sie wirklich sind. Das befreit ungemein. Dann entstehen Verbindungen.
Echte Verbindungen – zu dir und zu anderen.
Worauf Du noch achten darfst, wenn Du mit Dir selbst oder anderen Menschen in Verbindung kommen und bleiben willst ist es, ernsthaftes Interesse an der Person zu zeigen und zu leben. Lass Dich auf Dich oder den anderen erwartungslos ein, gib Dir Mühe, das Gegenüber bedingungslos zu akzeptieren und deren wahres Wesen zu erkennen.
Wenn es darum geht, mit anderen Menschen in Verbindung zu gehen, bemühe Dich, Gemeinsamkeiten zu erkennen und diese auch zu zeigen.
Verlasse die Oberflächlichkeit, stell tiefgründige Fragen – erschaffe Dir einen Einblick in die innere Realität des anderen.
Höre genau zu – schenke dem anderen Menschen deine vollkommene Präsenz und absolute Freiheit im Ausdruck. Bewerte und Verurteile niemanden, denn jeder Mensch steckt in seinen eigenen Schuhen, in seiner eigenen Geschichte, führt seinen eigenen (inneren) Kampf.
Gewähre dem anderen einen ehrlichen und kompletten Einblick in Dein Inneres.
Das erfordert viel Mut, doch ohne diesen Mut sind echte, tiefe Verbindungen zu anderen Menschen nicht möglich.
Heute und gerade seit letztem Jahr fühlen sich viele Menschen einsam. Getrennt von anderen. Wären sie in einer besseren Verbindung zu sich, würde sie das nicht so schmerzen. Und unabhängig davon können einsame Menschen auch in Gesellschaft einsam sein. Aus Angst sich so zu zeigen, wie sie sind.
Wenn Du einen Widerstand fühlst, dich gegenüber anderen Menschen zu öffnen, versuche mal herauszufinden, warum. Wovor hast du Angst? Wofür könntest Du dich schämen? Welche Konsequenzen befürchtest Du?
Du kannst Verbundenheit bewusst in Dein Leben einladen! Nimm Dir mal vor, ab heute jeden Tag mindestens eine Sache zu tun, die das Fühlen von Verbundenheit fördert oder Verbundenheit ausdrückt. Lass es etwas sein, dass Du normalweise nicht tun würdest und lade das mal in Dein Leben ein. Zeig dich authentisch und verletzlich und probiere dich mal aus!
Und jetzt kommt der Satz, mit dem ich begonnen habe:
„Das Gefühl der tiefen Verbundenheit in der Begegnung mit einem anderen Menschen ist eine der schönsten Erfahrungen, die wir machen können. Sie beginnt bei der Verbundenheit mit uns selbst.“
Wenn Du die Verbundenheit mit Dir selbst fördern möchtest, empfehle ich Dir, Dir jeden Tag folgende Fragen zu stellen:
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Wo kann ich heute einem Wunder begegnen ?
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Wofür möchte ich heute dankbar sein ?
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Worauf darf ich heute stolz sein ?
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Wie kann ich mich heute sicher und entspannt fühlen ?
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Wem kann ich heute eine Freude bereiten ?
Um mit Dir selbst in Verbindung zu treten, empfehle ich Dir darüber hinaus, dich vom Gedanken zu entledigen, dass es positive und negative Emotionen gibt. In unserem neurologischen System haben alle Emotionen ihre eigene überlebenswichtige Funktion. Wenn Du Deinen Emotionen keinen Ausdruck verleihst, weil Du sie beispielsweise als „negativ“ empfindest, verleugnest Du Dir die Verbindung zu Dir selbst.
Und wir brauchen alle(!) Emotionen, um in Balance zu sein. Wir brauchen den Zugang zu ihnen wie die Luft zum Atmen. Wir brauchen Verbindungen.
Wir sind nämlich alle BORNTOCONNECT
Ursula Sikuta www.born2connect.com
Im Gästeblog bei Swiss Profiler